Richtige Arbeit

Richtige Arbeit

SIE WERDEN ÜBERRASCHT SEIN, WO DIESE STATTFINDET

Kürzlich eröffnete Google ein Café auf seinem Campus in Mountainview, Kalifornien. Die Ausstattung des „Coffee Labs“ erinnert an Starbucks – mit Wandbekleidungen in warmen Holztönen, weich gepolsterten Sitzmöbeln und Kreidetafeln, die für Tagesspezialitäten und Musikevents werben. Diese Nachricht wird keine Schlagzeilen machen, vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Unternehmen inzwischen über solche Cafés verfügen. Sie ist aber ein Zeichen für den Wandel unserer Arbeitswelt.

Das Coffee Lab macht deutlich, wie Unternehmen versuchen, ihren Mitarbeitern ein Umfeld zu bieten, das über einige der Annehmlichkeiten des eigenen Zuhauses verfügt (der Soziologe Ray Oldenburg bezeichnet dieses als „First Place“), zugleich aber auch die Vitalität eines Cafés an der Ecke ausstrahlt – ein typisches Beispiel eines „Third Places“. Führende Unternehmen verschmelzen diese beiden Konzepte am Arbeitsplatz zum „Second Place“.

„Dieser Ort liefert den Google-Mitarbeitern die Atmosphäre, nach der sie sich am Arbeitsplatz sehnen“, sagt Frank Graziano, Manager Advanced Applications bei Steelcase, der das neue Café erst kürzlich besucht hat. „Das Coffee Lab gibt sich als eine Art neutrales Territorium, und für Mitarbeiter, die sich mit Lieferanten oder Geschäftspartnern treffen wollen, dient es gewissermaßen als Tor zum Campus.“

Die Verschmelzung der Eigenschaften von First und Third Places ist keine Modeerscheinung, sie steht vielmehr für einen langfristigen, überall auf der Welt spürbaren Wandel. In den letzten Jahren wurde das Arbeiten immer belastender. Die heutigen Aufgaben sind vielfältiger und herausfordernder als früher, und in manchen Ländern arbeiten die Menschen zunehmend mobil und räumlich voneinander getrennt. Einige Unternehmen befürworten es daher aus verschiedenen Gründen, wenn Mitarbeiter in einem Café oder einem anderen Third Place arbeiten. Vielleicht brauchen die Beschäftigten einen Ort, an dem sie entspannen oder sich konzentrieren können. Mitunter sollen durch die verringerte Mitarbeiterzahl im Büro Kosten reduziert werden. Andere Unternehmen sind dagegen davon überzeugt, dass Menschen am Arbeitsplatz beisammen sein müssen, um innovativ und leistungsfähig zu sein. In manchen Ländern lassen es aber auch die Kultur und die zu geringe Anzahl an Third Places nicht zu, dass die Arbeitsplätze massenhaft aus den Unternehmen verschwinden. Unabhängig davon gilt, dass die Mitarbeiter generell länger und härter arbeiten und daher Arbeitsumgebungen brauchen, die sie nicht nur in der Arbeit unterstützen, sondern sie zugleich revitalisieren und inspirieren.

Doch reicht das Nachahmen örtlicher Cafés am Arbeitsplatz aus? Geben sie den Menschen wirklich, was sie brauchen? Ist es möglich, dass interne Third Places sogar mehr leisten als Third Places außerhalb des Büros? Können sie einen Ort schaffen, an dem richtige Arbeit stattfindet?

 

 

DIE GESCHICHTE DER THIRD PLACES

Third Places – öffentliche Orte, die als Treffpunkte dienen und die Menschen in ihrem Alltag unterstützen – haben in der ganzen westlichen Zivilisation zu vielen Innovationen und spannenden Diskussionen angeregt. Im 16. Jahrhundert formierte sich in der Taverne White Horse Inn in Cambridge die englische Reformation. Im 17. und 18. Jahrhundert wanderten Neuigkeiten und Klatsch von einem europäischen Gasthaus zum anderen – so oft, dass ein Journalist der Zeitschrift The Economist in diesem Zusammenhang vom „Internet der Aufklärung“ sprach.

Heute können wir Starbucks und anderen Cafés für eine moderne Ära der Third Places danken, die die Art zu arbeiten erneuert und dadurch für eine Revolution am Arbeitsplatz gesorgt hat. Wie Ray Oldenburg in seinem wegweisenden Buch „The Great Good Place“ geschrieben hat, dreht sich in den meisten Third Places alles um Getränke. Während Fast-Food-Ketten aktuell ein jährliches Wachstum von zwei Prozent aufweisen, glänzen Kaffeehaus-Ketten durchaus mit Raten von mehr als zehn Prozent. Cafés haben irgendetwas an sich, das die Menschen dorthin gehen und auch lange bleiben lässt.

Nach Angaben der Arbeitsplatzberater Flex + Strategy erledigen 31 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in den USA den Großteil ihrer Arbeit nicht an ihrem eigentlichen Arbeitsplatz. Der Wunsch nach Third Places und hiermit vergleichbaren Orten im Büro wird vor allem in Nordamerika und den Niederlanden immer größer. Dass er im Rest der Welt nicht ganz so stark ausgeprägt ist, heißt jedoch nicht, dass die Beschäftigten dort nicht ganz ähnliche Dinge wollen.

Im asiatisch-pazifischen Raum sind vollwertige Cof fee-Lab-Lösungen of t wegen des eingeschränkten Raumangebots nicht möglich. Die Unternehmen erkennen jedoch die Vorteile solcher Bereiche, und suchen nach Wegen, interne Third-Places auch auf kleineren Grundflächen zu realisieren. In vielen europäischen Ländern arbeiten die Menschen üblicherweise nicht außerhalb des Büros. Sie schätzen aber soziale Kontakte sowie Arbeitsumgebungen, die sie im Büro gezielt unterstützen.

„Wenn Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz zum Arbeiten verlassen, dann trennen sie sich auch von ihren Kollegen, den Arbeitsmitteln und der Bürokultur“, sagt Lew Epstein, Geschäftsführer von Coalesse. Viele, die das Büro in Richtung eines Cafés verlassen, treffen nicht selten auf Schwierigkeiten, die außerhalb ihres Einflussbereichs liegen und dadurch vor Augen führen, welche Vorteile nur ein Büro bieten kann.

 

 

mehr lesen unter: http://www.steelcase.com/eu-de/erkenntnisse/artikel/richtige-arbeit/

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